Zeitzer Weltkarte

Eines der herausragendsten Stücke der Stiftsbibliothek ist die „Mappa mundi Cicensis“, die Zeitzer Weltkarte. Sie ist die einzige in Deutschland erhaltene mittelalterliche Weltkarte und zeigt auf eindrückliche Weise das mittelalterliche Weltbild, ca. 20 Jahre vor der europäischen Entdeckung Amerikas. Die Zeitzer Weltkarte liegt einer Ptolemaeus-Handschrift von 1470 bei. Claudius Ptolemaeus war ein angesehener antiker Astronom und Kartograph, dessen vor ca. 2000 Jahren entstandenen Karten im Spätmittelalter wiederentdeckt worden sind und eine weite Verbreitung in Europa fanden. Auch in die Stiftsbibliothek gelangte ein Exemplar der Karten. Der Sammlung ist jedoch eine weitere Karte beigelegt, die nicht aus der Antike, sondern aus dem Mittelalter stammt. 

Die kreisrunde Weltkarte hat einen Durchmesser von 45,6 cm und teilt den Erdkreis, wie damals üblich, in drei Kontinente, das sogenannte OT-Schema. Dabei bildet das Mittelmeer den Querbalken des T und trennt Afrika von Asien und Europa, während der Schaft des T auf der Höhe des Ural Asien und Europa voneinander abgrenzt. Eine der vielen Besonderheiten ist, dass die Karte nicht nach Norden ausgerichtet ist (wie heutige Karten) und auch nicht nach Osten (wie es bei mittelalterlichen Karten üblich war), sondern nach Süden. Für unsere Augen steht die Karte somit auf dem Kopf. Das Zentrum der Karte bildet Jerusalem. Viele Regionen, vor allem der Mittelmeerraum sind bereits deutlich zu erkennen. Je weiter wir uns vom Mittelmeer entfernen, desto undeutlicher zeigt sich aber die Vermessung der Welt.

Die Zeitzer Weltkarte bildet detailreich geografische Kenntnisse ab. Flüsse, Gebirge, Seen und Küsten sind eingezeichnet. Doch nicht nur geografisches Wissen über die Welt lässt sich aus der Karte ablesen, sondern auch Ereignisse aus der Bibel wie der Turmbau zu Babel oder die Arche Noah. Zu zahlreichen Regionen sind außerdem Geschichten, Sagen und (zweifelhafte) Überlieferungen aus den fernsten Ländern notiert. Bereits hier wird von den Trollen in Norwegen berichtet. Wir erfahren außerdem, dass es eine Insel der bärtigen Frauen gibt, wo Menschen einen Löwenkopf haben und dass in Indien riesige Ameisen Berge aus Gold bewachen.

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