Kirche St. Michael
Die Kirche St. Michael inmitten der Altstadt beeindruckt durch ihre weitgehend romanische Doppelturmfront im Westen. Heute bildet die zum Stiftsbesitz gehörige Hallenkirche den Mittelpunkt des evangelischen Lebens in Zeitz.
Seit der Gründung der Zeitzer Oberstadt im 12. Jahrhundert war die kunsthistorisch bedeutende Michaeliskirche die Pfarrkirche der Stadt. Urkundlich erwähnt wurde sie erstmals im Jahr 1154. Ursprünglich war sie eine romanische Basilika mit kreuzförmigem Grundriss, wurde jedoch im 13. Jahrhundert frühgotisch und um 1450 spätgotisch umgestaltet.
Im 19. Jahrhundert wurde die Ausstattung des Innenraums zum großen Teil beseitigt. Bedeutung erhält die Michaeliskirche u. a. in Zusammenhang mit der Reformation. In der wertvollen Bibliothek von St. Michael wurde 1882 ein außerordentlich seltener Plakatdruck der Lutherischen Thesen aus dem Jahr 1517 entdeckt.
Restaurierungsmaßnahmen
Seit 2014 wurde die Michaeliskirche von Grund auf saniert. Die Fassade erfuhr eine Erneuerung durch Steinergänzung, aufwendige Entsalzung und Putzerneuerungen. Die Fenster wurden repariert, die Figurengruppe am Eingangsportal konserviert. Im Innenraum wurden die Sakristei und Bibliothek instandgesetzt.
Im Zusammenhang mit den Fassadenarbeiten wurde auch die nur bruchstückhaft vorliegende Bauforschung um neue Erkenntnisse ergänzt: Ältere Lanzettenfenster nach Osten zeichneten sich unter dem Putz ab. An der Westwand wurde außerdem in einer bisher verschlossenen Nische auf ca. 3 Metern Höhe ein seltenes Christusfresko aus der Zeit um 1500 freigelegt. Die ungewöhnliche Position des Freskos zeigt, dass sich hier vormals eine Kapelle befand, zu deren Innenwand das Fresko gehörte: die „Capella Omnium Sanctorum“, die noch bis zum 19. Jahrhundert erhalten war.
Die Restaurierung wurde gefördert durch: Bundesrepublik Deutschland, Land Sachsen-Anhalt, Stadt Zeitz, Evangelische Kirche Mitteldeutschland, Hermann Reemtsma Stiftung, Lotto Toto Sachsen-Anhalt, Messerschmidt Kulturerbe-Stiftung, Familie Gloria-Maria und Dr. Georg Holzhey, Familie Ernst Albert Naether.
Nonnenkapelle
Die Nonnenkapelle war ein lange Zeit ungehobener Schatz an der Nordwestseite der Michaeliskirche. Der 1517 eingewölbte Raum diente den Nonnen des Zeitzer Benediktinerinnenklosters St. Stephan als Empore und war reich mit bedeutenden Wandmalereien ausgestattet. Ungünstige Zeitläufte ließen die besondere Bedeutung des Raumes in Vergessenheit geraten. Erhebliche Schädigungen kamen im Laufe der Jahre hinzu.
Durch eine überaus großzügige Spende von Gloria-Maria Holzhey, geb. Naether, und Dr. Georg Holzhey war es möglich, der Nonnenkapelle eine Zukunft als „Schatzkammer“ der Michaeliskirche zu eröffnen. Der Fußboden wurde abgesenkt und jüngere Einbauten abgebrochen. Die direkte Anbindung an den Kirchenraum wurde über eine neue Treppe ermöglicht. Im Inneren der Kapelle wurden nach Sicherungsarbeiten an Sandsteinrippen, Putzen und Fenstern die erhaltenen spätmittelalterlichen Fassungen konserviert, gereinigt, teilweise freigelegt und retuschiert.
Vorhalle
Durch die Sanierungsarbeiten trat 2016 in der Vorhalle ein großartiger Fund zu Tage. Bei der näheren Untersuchung von Malereifragmenten kamen unter der sichtbaren Fassung des Gewölbes der gesamten Vorhalle Reste einer weiteren Malerei zum Vorschein. Bei den Motiven handelt es sich um Engel, die wohl alle Felder des Himmelsgewölbes zieren. Die Wände sind mit Ornamenten bemalt. Die Bemalung wurde vermutlich zeitnah mit der Malerei der Nonnenkapelle ausgeführt und scheint aus dem ersten Viertel des 16. Jahrhunderts zu stammen. Durch die Sanierung wurden die Malereien gefestigt und sichtbar gemacht.
Salvator Mundi von Lucas Cranach d. Ä.
Ein Glanzstück der Ausstattung der Michaeliskirche ist ohne Zweifel der Hauptaltar mit dem Salvator Mundi von Lucas Cranach d. Ä. Ursprünglich war die großformatige Tafel für den Dom St. Peter und Paul in Zeitz vorgesehen und wurde vermutlich von den Bischöfen Johannes III. von Schönberg (1492–1517) und Philipp von Wittelsbach (1517–1541) in Auftrag gegeben.
Der Salvator Mundi wurde Anfang der 2000er-Jahre aus der Michaeliskirche herausgenommen, einer umfassenden Restaurierung durch die Hochschule für Bildende Künste Dresden unterzogen und seitdem aus klimatischen Gründen in der Schatzkammer des Merseburger Doms aufbewahrt. 2017, nach der Wiedereröffnung der Michaeliskirche, kehrte das Bild nach Zeitz zurück.
Besichtigung
Öffnungszeiten und Besichtigungen organisiert die Evangelische Kirchengemeinde Zeitz.
Öffnungszeiten:
Montag bis Freitag 10.00–16.00 Uhr
Führungen auf Voranmeldung (in der Tourist-Information oder in der Evangelischen Kirchengemeinde)
Preise:
Besichtigung der Kirche kostenfrei, Spende möglich
Besichtigung des Luther-Thesendrucks 2,00 Euro (nur auf Voranmeldung)
Kontakt:
Evangelische Kirchengemeinde
Michaeliskirchhof 9, 06712 Zeitz
Tel.: +49 (0) 3441 21 36 81
buero@kirche-zeitz.de